Inhaltsverzeichnis

1. Das orthographische Lexikon in unserem Gehirn

1.1 Das „Gebiet für visuelle Wortformen“

1.2 Wie entsteht das orthographische Lexikon im Gehirn?

1.3 Für Lesen und Rechtschreiben wird das gleiche orthographische Lexikon genutzt

1.4 Literatur zu diesem Kapitel

2. Auch Fehler werden gespeichert

2.1 Aus der Forschung ergeben sich klare Aussagen für das Lernen

2.2 Studien, die allgemein gezeigt haben, dass Fehler das Lernen verlangsamen

2.3 Studien zur Automatisierung

2.4 Studien zu Schreibfehlern

2.5 Literatur zu diesem Kapitel

3. Rechtschreiben macht Lesen leichter

3.1 Wissenschaftlicher Hintergrund

3.2 Literatur zu diesem Kapitel


1. Das orthographische Lexikon in unserem Gehirn

1.1 Das „Gebiet für visuelle Wortformen“

Aus der Grundlagenforschung weiß man heute, dass ein bestimmtes Hirngebiet für sicheres Lesen und Rechtschreiben notwendig ist. Dieses speichert keine Regeln und arbeitet nicht nach Gehör, sondern es speichert die Buchstabenfolgen von Wörtern. Das Hirngebiet wird in der Forschung als „Gebiet für visuelle Wortformen“ (engl.: „visual word form area“) bezeichnet.

Die gespeicherte Buchstabenfolge eines Wortes ist die entscheidende Grundlage dafür, dass wir das Wort sicher schreiben und schnell lesen können. Wird die Rechtschreibung automatisiert aus dem Gebiet für visuelle Wortformen abgerufen, braucht man dafür keine Aufmerksamkeit mehr und macht extrem wenig Fehler. Die Aufmerksamkeit ist dann frei für den Schreibinhalt.

Durch moderne Technik kann man heute extrem genau feststellen, welche Hirnareale bei einer bestimmten Aufgabenstellung arbeiten. Dies geschieht meist mit Hilfe des bildgebenden Verfahrens fMRI (functional magnetic resonance imaging). Es macht Aktivität im Gehirn sichtbar, indem es Veränderungen im Sauerstoffgehalt misst.

Mit Hilfe dieser Technik konnten Glezer et al. (2009) zeigen, dass Wörter wie „Form“ und „Farm“ trotz ihrer bildlichen und lautlichen Ähnlichkeit im Gehirn jeweils durch einen eigenen Neuronenverband (verbundene Gruppe von Nervenzellen) gespeichert werden.

Unser Gehirn speichert also Buchstabenfolgen von Wörter. Aufgrund vieler Studien weiß man, dass sich ein bestimmtes Gebiet in der linken Gehirnhälfte auf diese Speicherung spezialisiert hat. Die Wissenschaftler haben diesem Hirngebiet den Namen „Gebiet für visuelle Wortformen“ gegeben (Dehaene & Cohen, 2011; Glezer et al., 2016; Glezer et al., 2015; Tao et al., 2024).

Die Autoren all dieser Studien sind sich einig, dass das „Gebiet für visuelle Wortformen“ sozusagen unser orthographisches Lexikon im Gehirn ist. 

Jedes Wort ist durch einen eigenen, nur auf das Erkennen dieses Wortes spezialisierten Neuronenverband repräsentiert. Infolgedessen reagiert jeder Neuronenverband nur auf ein Wort.

Siehe hierzu auch https://www.spektrum.de/news/lexikon-im-hirn/993387.

1.2 Wie entsteht das orthographische Lexikon im Gehirn?

Leseanfänger haben noch keine Wörter im Gehirn gespeichert. Sie müssen daher mühsam die einzelnen Buchstaben zusammenziehen, damit sie das geschriebene Wort erkennen.

Wenn das Kind ein Wort wiederholt liest, kommt es zu einer ersten Speicherung der Buchstabenfolge im „Gebiet für visuelle Wortformen“.  Je genauer Kinder lesen, desto genauer wird auch die Speicherung. Deshalb ist der Leselehrgang „Lesen lernen nach dem IntraActPlus-Konzept“ so aufgebaut, dass Kinder lernen, bereits beim Lesen alle Buchstaben genau wahrzunehmen.

Glezer et al. (2016) schreiben dazu: „Dies ermöglicht eine direkte und schnelle Identifizierung häufig vorkommender geschriebener Wörter (die im Sichtwortschatz des Kindes repräsentiert sind), ohne dass eine phonologische Dekodierung erforderlich ist. Dies fördert die Leseflüssigkeit, was wiederum zu einem verbesserten Leseverständnis führt.“

In der Regel ist die Speicherung, die durch das Lesen entsteht, noch ungenau – für das Wiedererkennen der Wörter beim Lesen reicht das.

Damit Wörter richtig geschrieben werden, ist eine noch genauere Speicherung der Buchstabenfolge eines Wortes nötig. Ein gezieltes Speichertraining, so wie es mit den IntraActPlus-Materialien erfolgt, vertieft diese Speicherung und macht sie schnell und mühelos abrufbar. Das macht das Lesen schnell und das Rechtschreiben sicher.

1.3 Für Lesen und Rechtschreiben wird das gleiche orthographische Lexikon genutzt

In der Wissenschaft ist man von Anfang an davon ausgegangen, dass für Lesen und Rechtschreiben die gleichen Speicherungen im Gebiet für visuelle Wortformen genutzt werden, da sich bei beiden Aufgaben eine Aktivierung genau in diesem Gehirnbereich findet.

Ganz explizit konnte dies in der Studie von Purcell et al., (2017) gezeigt werden. Diese Studie nutzte den Prozess der Habituation. „Habituation“ bedeutet eine Abnahme der Aktivierung, wenn Neuronenverbänden wiederholt durch die gleiche Information stimuliert werden.

Purcell et al. (2017) fanden eine Habituation im Gebiet für visuelle Wortformen, wenn Versuchspersonen das gleiche Wort erst buchstabierten und anschließend lesen sollten. Buchstabieren und Lesen eines Wortes wurde also jeweils durch den gleichen Neuronenverband bewältigt.

Wichtig ist dies in Zusammenhang mit Fehlern. Werden fehlerhafte Schreibweisen gelesen, wird eine falsche Speicherung im orthographischen Lexikon angelegt. Das Gleiche geschieht, wenn das Kind ein Wort falsch schreibt – beispielsweise, weil es nach dem Gehör schreibt oder versucht, das Wort nach Regeln zu konstruieren. Wenn viele Fehler gemacht werden, werden die falschen Schreibweisen im Gehirn immer stabiler gespeichert bzw. immer mehr unterschiedliche Speicherungen im Gehirn angelegt.  Mehr hierzu finden Sie im nächsten Kapitel.

Deshalb sind Lernmethoden wie das „Schreiben nach Gehör“, mit denen Kinder unzählige Fehler machen, für das Lesen- und Schreibenlernen katastrophal. Auch, wenn Kinder versuchen, nach Regeln zu schreiben, finden sie über diesen Weg nur für ganz wenige Wörter sicher die richtige Rechtschreibung. Auch dies führt zu mehr Fehlern und diese werden gespeichert.

1.4 Literatur zu diesem Kapitel

Dehaene, S., & Cohen, L. (2011). The unique role of the visual word form area in reading. Trends Cogn Sci, 15(6), 254-262. https://doi.org/10.1016/j.tics.2011.04.003 

Glezer, L. S., Eden, G., Jiang, X., Luetje, M., Napoliello, E., Kim, J., & Riesenhuber, M. (2016). Uncovering phonological and orthographic selectivity across the reading network using fMRI-RA. Neuroimage, 138, 248-256. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2016.05.072 

Glezer, L. S., Kim, J., Rule, J., Jiang, X., & Riesenhuber, M. (2015). Adding words to the brain’s visual dictionary: novel word learning selectively sharpens orthographic representations in the VWFA. J Neurosci, 35(12), 4965-4972. https://doi.org/10.1523/jneurosci.4031-14.2015 

Purcell, J. J., Jiang, X., & Eden, G. F. (2017). Shared orthographic neuronal representations for spelling and reading. Neuroimage, 147, 554-567. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2016.12.054 

Tao, Y., Schubert, T., Wiley, R., Stark, C., & Rapp, B. (2024). Cortical and Subcortical Mechanisms of Orthographic Word-form Learning. J Cogn Neurosci, 36(6), 1071-1098. https://doi.org/10.1162/jocn_a_02147

2. Auch Fehler werden gespeichert

2.1 Aus der Forschung ergeben sich klare Aussagen für das Lernen

Was Sie tun sollten, weil es das Lernen beschleunigt:

Was Sie nicht tun sollten, weil es das Lernen verlangsamt:

All dies weiß man aufgrund experimenteller Studien bereits seit den 1980er-Jahren. So schreibt Brown (1988):
„All of these techniques of instruction and assessment in which incorrect spellings are used are questionable methods of teaching or testing spelling ability. Exposing individuals to incorrect versions of words may actually hinder, rather than improve, spelling ability.“ 

Deutsche Übersetzung:
„Alle Unterrichtsmethoden und Leistungsüberprüfungen, bei denen falsche Schreibweisen verwendet werden, sind fragwürdige Methoden zum Lehren oder Prüfen der Rechtschreibfähigkeit. Die Konfrontation mit falschen Wortversionen kann die Rechtschreibfähigkeit eher beeinträchtigen als verbessern.“

2.2 Studien, die allgemein gezeigt haben, dass Fehler das Lernen verlangsamen

Im Jahr 2010 haben wir in „Erfolgreich erziehen“ wichtige Studien zum Unterschied zwischen einem Lernen mit Fehlern und einem (nahezu) fehlerfreien Lernen zusammengefasst. Diese Zusammenfassung können Sie hier lesen.

2.3 Studien zur Automatisierung

Zum Themenbereich „Automatisierung“ und zum ungünstigen Einfluss von Fehlern auf die Automatisierung finden Sie hier wichtige Informationen.

2.4 Studien zu Schreibfehlern

Die folgenden beiden Studien möchten wir ausführlicher wiedergeben, weil sie genau widerspiegeln, was Kinder erleben, wenn sie Wörter falsch schreiben oder falsch geschriebene Wörter lesen: 

Brown (1988)

Experiment 1: Schreiben von fehlerhaften Wörtern führt zu Verschlechterung der Rechtschreibung

Die Versuchspersonen bekamen zu Beginn und am Ende der Untersuchung jeweils 26 Wörter diktiert, die sie möglichst fehlerfrei aufschreiben sollten.
Zwischen den beiden Diktaten sollten sich die Versuchspersonen für die Hälfte der Wörter jeweils zwei mögliche Falschschreibungen überlegen und diese aufschreiben. Die eine Hälfte der Wörter wurden also vor dem zweiten Diktat jeweils zweimal falsch geschrieben. Die andere Hälfte der Wörter wurde zwischen den Diktaten nicht geschrieben.

Ergebnis: Die Wörter, die zwischen den beiden Diktaten falsch geschrieben worden waren, wurden im zweiten Diktat auch häufiger falsch geschrieben. Der Effekt ist statistisch hoch signifikant (p < .01).

Experiment 2: Auch wenn fehlerhafte Wörter nur gelesen werden, kommt es zu einer Verschlechterung der Rechtschreibung

In diesem Experiment wurde untersucht, ob bereits das Lesen von falsch geschriebenen Wörtern die Rechtschreibung dieser Wörter verschlechtert. Der Ablauf war so wie Experiment 1. Einziger Unterschied: Statt zwischen den Diktaten fehlerhafte Wörter zu schreiben, wurden den Versuchspersonen Wörter mit Fehlern gezeigt. Damit sie diese aufmerksam anschauten, bekamen sie dazu die Aufgabe, auf einer Skala von 1 bis 5 zu bewerten, wie weit die Schreibweise jeweils von der richtigen Schreibweise abwich.

Ergebnis: Auch hier war der Einfluss der Fehler auf die Rechtschreibung statistisch signifikant (p < .01). Das genaue Anschauen von fehlerhalft geschriebenen Wörtern hatte dazu geführt, dass diese Wörter beim zweiten Diktat häufiger falsch geschrieben wurden.

Die in beiden Experimenten gefundenen Auswirkungen sind umso bemerkenswerter als die Versuchspersonen ja genau wussten, dass sie die Wörter zwischen den Diktaten in fehlerhafter Schreibweise gesehen hatten. Das Gehirn speichert also den Rechtschreibfehler auch dann, wenn Menschen bewusst wissen, dass diese Schreibweise falsch ist. In diesem zweiten Experiment ist also genau das passiert, was ein Kind erlebt, wenn ihm ein falsch geschriebenes Wort gezeigt und dabei gesagt wird „Schau, das ist falsch geschrieben.“ oder „Schau, da hast du einen Fehler gemacht!“

Jacobi und Hollinshead (1990)

Im ersten Teil der Studie wurden den Versuchspersonen

20 falsch geschriebene Wörter und 
20 richtig geschriebene Wörter gezeigt.

20 weitere Wörter dienten zur Kontrolle und wurden in diesem ersten Teil der Studie nicht verwendet.

Im zweiten Teil der Studie sollten die Versuchspersonen alle 60 Wörter nach Diktat aufschreiben.

Ergebnis: Im Vergleich zu den Wörtern, die im ersten Teil der Studie nicht verwendet worden waren, wurden

Der Effekt war statistisch hoch signifikant.

Die Auswirkungen wurden sowohl dann gefunden, wenn die Versuchspersonen im ersten Teil die Wörter nur gelesen hatten als auch, wenn sie die Wörter geschrieben hatten.

2.5 Literatur zu diesem Kapitel

Brown, A. S. (1988). Encountering misspellings and spelling performance: Why wrong isn’t right. Journal of Educational Psychology, 80(4), 488–494. https://doi.org/10.1037/0022-0663.80.4.488

Jacoby, L. L., & Hollingshead, A. (1990). Reading student essays may be hazardous to your spelling: Effects of reading incorrectly and correctly spelled words. Canadian Journal of Psychology / Revue canadienne de psychologie, 44(3), 345–358. https://doi.org/10.1037/h0084259

Kessels, R. P., & de Haan, E. H. (2003). Mnemonic strategies in older people: a comparison of errorless and errorful learning. Age Ageing, 32(5), 529-533. https://doi.org/10.1093/ageing/afg068

Kuperman, V., Bar-On, A., Bertram, R., Boshra, R., Deutsch, A., Kyröläinen, A. J., Mathiopoulou, B., Oralova, G., & Protopapas, A. (2021). Prevalence of spelling errors affects reading behavior across languages. Journal of experimental psychology. General, 150(10), 1974–1993. https://doi.org/10.1037/xge0001038

Lloyd, J., A., R. G., & and Powell, T. E. (2009). Errorless learning of novel routes through a virtual town in people with acquired brain injury. Neuropsychol Rehabil, 19(1), 98-109. https://doi.org/10.1080/09602010802117392

Maxwell, J. P., Masters, R. S., Kerr, E., & Weedon, E. (2001). The implicit benefit of learning without errors. Q J Exp Psychol A, 54(4), 1049-1068. https://doi.org/10.1080/713756014

Terrace, H. S. (1963a). Discrimination learning with and without „errors“. J Exp Anal Behav, 6, 1-27. https://doi.org/10.1901/jeab.1963.6-1

Terrace, H. S. (1963b). Errorless transfer of a discrimination across two continua. J Exp Anal Behav, 6, 223-232. https://doi.org/10.1901/jeab.1963.6-223

3. Rechtschreiben macht Lesen leichter

Deshalb fangen die IntraActPlus-Lernhefte ganz früh mit dem Speichern der Rechtschreibung an!

Bereits im Schreiblehrgang, der parallel zum Leselehrgang eingesetzt wird, wird die Rechtschreibung erster einfacher Wörter gespeichert.

Mit „ Rechtschreiben lernen nach dem IntraActPlus-Konzept“ 1 und 2 bauen Kinder dann bis spätestens zum Ende der 2. Klasse (oft noch früher) einen großen Wortschatz von 480 Wörtern auf, die sie sicher schreiben können*. Dies ist nicht nur für das Aufsatzschreiben, sondern auch für das sinnentnehmende Lesen wichtig, wie die unten auf dieser Seite beschriebene Metaanalyse von Graham und Santangelo zeigt. 

* Durch genaues Lesen erhöht sich dieser Wortschatz bei den meisten Kindern noch weiter.

3.1 Wissenschaftlicher Hintergrund

In vielen Studien wurde festgestellt, dass ein enger Zusammenhang zwischen den Leistungen im Lesen und im Rechtschreiben besteht. Metaanalysen − das sind Arbeiten, die viele Studien zu einer bestimmten Fragestellung zusammenfassen − zeigen Korrelationen zwischen Lesen und Rechtschreiben in der Größenordnung zwischen 0.70 und 0.82 (Ehri, 1997; Kim et al., 2024; Treiman, 2024), siehe auch Murphy and Justice (2019).

Dieser enge Zusammenhang erklärt sich dadurch, das Lesen und Rechtschreiben die gleichen Speicherungen im Gebiet für visuelle Wortformen nutzen.

Ein gezieltes Rechtschreibtraining verbessert auch die Lesefertigkeit. Das haben ebenfalls Studien gezeigt, beispielsweise die folgende Studie, in der die Versuchspersonen Rechtschreibung so übten, wie es auch das IntraActPlus-Konzept macht:

Ouelette et al. (2017)

Voruntersuchung: 
Die Versuchspersonen sollten Wörter lesen, anschließend sollten sie die gleichen Wörter nach Diktat schreiben. Für jede Versuchsperson wurden individuell die im Diktat falsch geschriebenen Wörter ermittelt.

Training:
Die falsch geschriebenen Wörter jeder Versuchsperson wurden auf 2 Bedingungen aufgeteilt. Jede Versuchsperson bekam die Hälfte der von ihr falsch geschriebenen Wörter unter Bedingung 1, die andere Hälfte unter Bedingung 2.

Bedingung 1: Der Versuchsperson wurden die Wörter – in Verbindung mit einer Definition des Wortes – vorgelesen. 

Bedingung 2: Die Versuchsperson bekam jedes Wort einzeln richtig geschrieben auf einem Kärtchen gezeigt. Dann wurde das Kärtchen wird weggenommen und die Person soll das Wort aufschreiben. Das Kärtchen wird wieder gezeigt und die Versuchsperson sollte beide Schreibweisen vergleichen.

In gleicher Weise werden noch zwei Wiederholungen durchgeführt.

Testung nach dem Training:
Im Anschluss an das Training sollten die Versuchsperson – so wie in der Voruntersuchung – alle Wörter noch einmal lesen und nach Diktat schreiben.
 
Ergebnisse:
1. Das Rechtschreibtraining war sehr effektiv. Die Versuchspersonen konnten danach 78% der vorher falsch geschriebenen Wörter richtig schreiben.
2. Die im Rechtschreibtraining geübten Wörter wurden nachher auch deutlich schneller gelesen. Der Effekt war statistisch hoch signifikant.

Graham & Santangelo (2014)

Diese Metaanalyse (Studie, die die Ergebnisse vieler anderer Studien zusammenfasst) zeigt, dass ein strukturiertes Rechtschreibtraining nicht nur das Schreiben und die Rechtschreibung, sondern auch die Lesefähigkeiten signifikant verbessert.

In Metastudien wird in der Regel die Effektstärke von Maßnahmen berechnet. Ab einer Effektstärke von 0,5 spricht man von einem mittleren, ab 0,8 von einem großen Effekt.

Hier einige der wichtigsten Ergebnisse diese Metaanalyse:

FragestellungEffektstärke
Führt ein strukturiertes Rechtschreibtraining zu  weniger Fehlern beim Schreiben?0,94
Verbessert ein strukturiertes Rechtschreibtraining die Lesefähigkeit insgesamt?0,44
Verbessert ein strukturiertes Rechtschreibtraining das Leseverständnis?0,66

3.2 Literatur zu diesem Kapitel

Ehri, L. C. (1997). Learning to read and learning to spell are one and the same, almost. In Learning to spell: Research, theory, and practice across languages. (pp. 237-269). Lawrence Erlbaum Associates Publishers. https://psycnet.apa.org/record/1997-05053-012

Graham, S., & Santangelo, T. (2014). Does spelling instruction make students better spellers, readers, and writers? A meta-analytic review [journal article]. Reading and Writing, 27(9), 1703-1743. https://doi.org/10.1007/s11145-014-9517-0

Kim, Y.-S. G., Petscher, Y., Schatschneider, C., Park, Y., & Lonigan, C. J. (2024). How similar are reading and spelling? Evidence from latent trait models. Reading and Writing, [online first]. https://doi.org/10.1007/s11145-024-10566-z

Murphy, K. A., & Justice, L. M. (2019). Lexical-Level Predictors of Reading Comprehension in Third Grade: Is Spelling a Unique Contributor? Am J Speech Lang Pathol, 28(4), 1597-1610. https://doi.org/10.1044/2019_ajslp-18-0299

Ouellette, G., Sandra, M.-C., & and Rossi, M. (2017). Learning From Our Mistakes: Improvements in Spelling Lead to Gains in Reading Speed. Scientific Studies of Reading, 21(4), 350-357. https://doi.org/10.1080/10888438.2017.1306064

Treiman, R., Hulslander, J., Willcutt, E. G., Pennington, B. F., & Olson, R. K. (2024). On the relationship between word reading ability and spelling ability. Reading and Writing. https://doi.org/10.1007/s11145-024-10566-z

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